Die Wölfe vor den Toren: Ein Fall für Serafina (German Edition) by Fritz Astrid

Die Wölfe vor den Toren: Ein Fall für Serafina (German Edition) by Fritz Astrid

Autor:Fritz, Astrid [Fritz, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2020-12-15T00:00:00+00:00


Kapitel 23

Adalbert starrte durch die Öffnung zwischen den Dielenbrettern nach unten. Der Fußboden des Schweinestalls schien ihm unendlich weit weg, wahrscheinlich würde er sich gleich beide Knöchel verstauchen beim Herunterlassen.

Zwar hatten einige von Eppes Männern ihm angeboten, ihn zu begleiten, doch er hatte abgelehnt: Man durfte diesen Hitzkopf von Müller nur ja nicht reizen, wollte man Serafina nicht in noch größere Gefahr bringen, als er sie vermutlich gerade ohnehin brachte. Er durfte sich keine Fehler erlauben, sonst … Allein der Gedanke daran presste seine Brust wieder schmerzhaft zusammen. Was musste die Arme gerade für eine Höllenangst ausstehen!

Aus der nahen Knechtkammer vernahm er eine erregte Frauenstimme: «Du bringst uns in Teufels Küche, du elender Schwachkopf!» – «Halt’s Maul, Weib», tönte es zurück. «Oder willst du mich lieber hängen sehen, mit einem brennenden Scheiterhaufen unter dem Hintern? Denen da draußen ist nicht zu trauen. Sogar meine Hunde haben sie abgeschlachtet!»

Vorsichtig, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, ließ sich Adalbert am Rand der Öffnung nieder. Zwei Muttersauen hatten ihn entdeckt und reckten ihm mit hoffnungsfrohem Grunzen die Rüssel entgegen, wohl in Erwartung einer Futtergabe. Bevor die ganze Horde zu quieken begann, musste er springen. Daran, dass das nicht ohne Geräusch vonstattengehen würde, hatte er nicht gedacht. Doch im Grunde war das einerlei – Hauptsache, er würde gleich bei Serafina sein.

Er streckte Arme und Oberkörper aus, bis er mit beiden Händen den gegenüberliegenden Rand der Luke zu fassen bekam, dann ließ er sich in die Tiefe sinken. Nur kurz konnte er sein Gewicht in der Luft halten, bevor er wie ein Mehlsack nach unten plumpste, in einen Haufen feuchten Strohs. Er rutschte weg und fand sich auf der Seite liegend im Schweinemist wieder, woraufhin die Tiere mit lautem Quieken auseinanderspritzten.

«Was war das?», hörte er den Müller von nebenan rufen.

Eilig rappelte er sich auf – zum Glück war er unverletzt! –, als das Türchen vor ihm auch schon aufgerissen wurde.

«Dass mich Donner und Hagel erschlagen!» Urban blieb der Mund offen stehen und kam ihm gefährlich nah. «Du wolltest mir auflauern!»

«Ganz ruhig, Meister Urban. Ich bin allein.» Adalbert streckte beide Hände in die Luft, um zu zeigen, dass er unbewehrt war. «Ich bin gekommen, um Euch einen Vorschlag zur Güte zu machen. Lasst mein Weib frei und nehmt stattdessen mich als Geisel.»

«Salbadert hier nicht herum.» Der feiste Kerl versetzte ihm einen heftigen Stoß gegen den Rücken, der ihn in die Knechtkammer stolpern ließ. Das Bild, das er dort vorfand, ließ ihn schier verzweifeln: Auf dem Strohsack an der linken Wandseite kauerte Serafina, an Händen und Füßen gefesselt, im Mund einen schmutzigen Leinenfetzen als Knebel. Der junge Knecht dicht neben ihr hielt angriffsbereit einen spitzen Dolch in der Faust. Ihnen gegenüber drückten sich auf dem zweiten Strohsack die Frauen und Kinder eng aneinander, alle vier mit mehr oder weniger verheulten Augen.

«Bist du verletzt, Serafina?», stieß Adalbert hervor, während ihm Urban wieselflink die Hände vor die Brust band.

Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf.

«Los, runter auf den Boden! Mit dem Rücken zur Wand», befahl ihm der Müller, und er gehorchte.



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